Die meist gestellten Fragen

Ich kenne Eckstein seit unserer gemeinsamen Schulzeit und halte ihn für einen der begabtesten Rätselautoren unserer Zeit. Seit mehr als 30 Jahren ist er für die anspruchsvollsten Kreuzworträtsel im deutschen Sprachraum verantwortlich. Von anderen Rätseln weiß man oftmals nicht, dass auch sie aus seiner Feder (besser: seinem Hirn) stammen.

Seine Anonymität ist ihm sehr wichtig, weil er sonst mit Fragen überhäuft würde. Mit viel Überredungskunst habe ich ihm ein Interview abgerungen, weil ich der Meinung bin, dass zu einem Webauftritt auch ein wenig Selbstdarstellung gehört.

Thomas Hempen


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H: Rätselautor ist kein Lehrberuf. Wie bist du dazu gekommen?

E: Durch Leidenschaft und Zufall. Ich habe als Kind schon gerne Rätsel gelöst und mich auch sehr früh gefragt, wie man Rätsel macht. Von da ab habe ich meine Eltern und Geschwister immer wieder mit selbst erdachten Rätseln aller Art gequält.

H: Damit ist es aber noch kein Beruf.

E: Nein, der Zufall wollte es, dass ich während meines BWL-Studiums in Hamburg bei der Zeit-Redaktion als Nachtwächter jobbte. Dort traf ich auch den Rätselmacher, wenn er spät abends in die Redaktion kam und seine Arbeit ablieferte. Irgendwann habe ich ihn angesprochen und ihm eines meiner Rätsel gegeben. Das hat ihm offenbar gefallen, weil er mich fortan immer wieder mal um eines meiner Rätsel bat. Als er dann seinen Ruhestand beginnen wollte, fragte er mich, ob ich seine Aufgabe übernehmen wolle.

H: Ein abgeschlossenes Wirtschafts-Studium und dann Rätselautor. Darf man daraus schließen, dass der Beruf sehr lukrativ ist?

E: Nur, wenn man lukrativ nicht allein auf das Einkommen bezieht. Unter dem Strich arbeite ich deutlich mehr als die meisten Angestellten. Dafür habe ich als Freiberufler aber den Vorteil der freien Zeiteinteilung. Und ich habe das Glück, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben, was mir eine hohe Zufriedenheit gibt.

H: Wie kann man sich den Alltag eines Kreuzworträtselautors vorstellen? Gibt es Teamwork beim "Um die Ecke gedacht"?

E: Wie die meisten Menschen mit kreativer Arbeit stellte ich fest, dass der Geist erst im Laufe des Tages zu guter Ideengeber-Form aufläuft. Damit man den Arbeitstag nicht immer weiter in die Nacht hinein verschiebt, ist Disziplin gefragt: Ich beginne den Tag frühzeitig und nehme mir zuerst einfachere, mechanischere Arbeiten vor. Die Rätsel gedeihen dann ab dem späteren Vormittag gut. Es sitzt kein Team zusammen, aber es gibt Unterstützer: An jedem zweiten Rätsel beteiligt sich einer von vier Koautoren mit Fragentexten, etliche befreundete "Telefon-Joker" steuern spezielle Auskünfte bei, und eine Bürohelferin übernimmt Schreib- und Grafik-Aufgaben.

H: Du hast inzwischen drei erwachsene Kinder. Wie stehen die zu Rätseln?

E: Wenn Kinder einen rätsel- und spielebegeisterten Vater haben, bleibt es natürlich nicht aus, dass sie davon geprägt werden. Jedes meiner Kinder entwickelte dabei in jungem Alter seine eigenen Vorlieben. Heute entwirft mein Ältester selbst Rätsel neben seinem Studium, die beiden anderen haben mir in ihrer Oberstufenzeit im Büro geholfen. Man kann annehmen, dass es unter anderem die Beschäftigung mit Denkaufgaben und Wissen gewesen ist, die ihre Berufswünsche - Lehrer, Unternehmensberater, Forscherin - beeinflusst hat.

H: Deine Arbeitsräume ähneln einer Bibliothek. Alle Wände sind bis zur Decke voller Regale mit Nachschlagewerken, Zitatensammlungen und Büchern voller Sprichwörter. Ist das deine ganze Welt?

E: Nein, auch ich brauche Luft und Bewegung. Meinen Ausgleich finde ich seit Jahren im Tanzen. Meine Urlaube verbringe ich am liebsten mit Radtouren quer durch Europa.

H: Wird das Rätselmachen nicht irgendwann langweilig?

E: Mir nicht. Ich erfreue mich sehr daran, täglich neue Dinge hinzuzulernen. Die Beschäftigung mit Rätselfragen bedeutet für mich, ständig Kontakt mit vielen interessanten Wissensgebieten zu haben. Besondere Momente sind natürlich, wenn Rätselerfinderkollegen oder mir die Entwicklung eines neuen Rätseltyps gelingt.

H: Viele Rätsel werden bereits von Computern erstellt. Werden wir bald keine Rätselautoren mehr brauchen?

E: Diese Sorge habe ich für mich persönlich nicht. Der Computer hilft mir bei der Recherche und er sagt mir, in welchem Jahr ich dieses oder jenes Wort zuletzt benutzt habe. Selbst wenn es mit zunehmender Leistung irgendwann gelingt, ein Rätselgitter mit langen, interessanten Lösungswörtern automatisch zu generieren, so wäre damit doch erst ein Bruchteil meiner Arbeit getan. Viel aufwendiger ist es, stets neue Fragestellungen mit neuen Herausforderungen ans Entschlüsselungsvermögen der Rater zu erdenken. Diese Aufgabe kann der Computer nicht übernehmen.

H: Herzlichen Dank für ein wenig Einblick in diese rätselhafte Welt.

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